Die Verwandlung ist eine im Jahr 1912 entstandene Erzählung von Franz Kafka. Die Geschichte handelt von Gregor Samsa, dessen plötzliche Verwandlung in ein Ungeziefer die Kommunikation seines sozialen Umfelds mit ihm immer mehr hemmt, bis er von seiner Familie für untragbar gehalten wird und schließlich zugrunde geht.
By : Franz Kafka (1883 - 1924)
By : Franz Kafka (1883 - 1924)
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Erster Abschnitt
Gregor Samsa wacht eines Morgens auf und stellt fest, dass er „zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt“ wurde. Er hält diese Verwandlung anfangs nur für vorübergehend und stellt sich erst langsam den verschiedenen Konsequenzen seiner unfreiwilligen Metamorphose. Zunächst unfähig aufzustehen und das Bett zu verlassen, reflektiert Gregor über seinen Beruf als Handelsreisender und Tuchhändler: Die auszehrende Tätigkeit, von einem „nie herzlich werdenden menschlichen Verkehr“ gekennzeichnet, nimmt ihn völlig in Anspruch. Wäre er nicht alleiniger Familienernährer, der die Schulden seines bankrottgegangenen Vaters abarbeiten muss, würde er augenblicklich kündigen und dem despotischen Arbeitgeber „vom Grunde seines Herzens aus“ die Meinung sagen. So aber ist er in anscheinend unüberwindbare ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse verstrickt. Samsa leitet aus seinem Einsatz für die Familie weder Selbstwertschätzung noch Forderungen an die Familie ab und die Schulden des Vaters abzuarbeiten, gilt ihm als selbstverständlich.
Weil Gregor Samsa auch an diesem Morgen an seiner Arbeitsstelle erwartet wird, jedoch wegen seiner Ungeziefergestalt das Zimmer der elterlichen Wohnung nicht verlassen kann, erscheint im Laufe des Vormittags der Prokurist, ein Vorgesetzter Gregors, bei den Samsas, um sich empört nach dem unentschuldigten Fernbleiben seines Angestellten zu erkundigen und auf dessen sofortigem Erscheinen zu insistieren. Als er den Verwandelten erblickt, der sich unter großen Mühen bis an die Tür geschleppt hat, ergreift er die Flucht. Gregor versucht, sowohl mit seiner Familie als auch mit dem Prokuristen Kontakt aufzunehmen; jedoch bleiben unverständliche Tierlaute das einzige, was sie vernehmen können. Gregors Familie reagiert entsetzt und der Vater treibt das Tier unter Drohungen und Gewaltanwendung zurück in sein Zimmer.
Zweiter Abschnitt
Mit der unerwartet eingetretenen Arbeitsunfähigkeit Gregors ist der Familie Samsa über Nacht die finanzielle Lebensgrundlage entzogen. Erst später stellt sich heraus, dass sie noch über nicht unbeträchtliche Ersparnisse verfügt, von denen Gregor nichts gewusst hat. Gezwungenermaßen drehen sich nun die Verhältnisse innerhalb der Familie um. Gregors Schwester Grete hat bis zu dessen Verwandlung ein gutes Verhältnis zu ihm. Er war sogar im Begriff, ihr das Studium an einem Konservatorium zu finanzieren, da ihn ihr Violinspiel rührte. Mit der Verwandlung wird sie diejenige, die ihn im Gegenzug mit Nahrung versorgt. Obwohl sie vor seinem Anblick zurückschrickt, nimmt sich Grete zusammen und sorgt für Gregors Ernährung. Mit anfangs liebevoller Aufmerksamkeit versucht sie herauszufinden, welche Nahrungsmittel er isst und welche er nicht mag.
Die verbliebenen menschlichen Züge Gregors werden allmählich immer mehr durch tierische Verhaltensweisen ersetzt. Er beginnt, seine neue Identität zu akzeptieren und über Fußboden, Wände und Zimmerdecke zu kriechen. Als seine Mutter und seine Schwester sein Zimmer ausräumen – mit dem Hintergedanken, ihm als „Käfer“ mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen – versucht Gregor verzweifelt, ein Bildnis an der Wand (die „Dame im Pelz“) zu retten, das er besonders liebt. Als er sich daher an das Bild klammert, um es zu schützen, verliert seine Mutter bei seinem Anblick vor Schreck das Bewusstsein. Die Schwester eilt der Mutter mit Medizinflaschen zu Hilfe, die sie aus einem Nebenzimmer holt. Gregor folgt ihr und wird durch eine herunterfallende Flasche im Gesicht verletzt. Als später der von seiner Arbeit heimkehrende Vater wütend mit Äpfeln nach Gregor wirft, bleibt einer davon in dessen Rücken stecken und verwundet ihn schwer.
Dritter Abschnitt
In den folgenden Wochen leidet Gregor unter seinen Verletzungen am Rücken und im Gesicht und nimmt kaum noch Nahrung zu sich. Er wird von der Familie immer mehr vernachlässigt, und sein Zimmer wird zur Abstellkammer. Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, haben sich die übrigen Familienmitglieder eine Anstellung gesucht und nehmen drei Untermieter in ihrer Wohnung auf. Gregor aber wird immer mehr von ihrem Leben isoliert. Nur wenn die Familie einmal unter sich ist, weil die Untermieter hin und wieder auswärts essen, wird die Wohnzimmertür abends für ihn offen gelassen, damit er sich nicht ganz ausgeschlossen fühlt.
Eines Tages bleibt seine Zimmertür trotz der Anwesenheit der Untermieter offen. Diesen Umstand ausnutzend und von Gretes hingebungsvollem Violinspiel im Wohnzimmer angelockt, kriecht Gregor aus dem Zimmer und wird von den ahnungslosen Anwesenden entdeckt. Aufgebracht beschweren sich die drei Untermieter über den unhygienischen Zustand der Wohnung und kündigen ihr Mietverhältnis stehenden Fußes. Der Vater weist die Untermieter am nächsten Tag aus der Wohnung. Die Familie hat nun endgültig genug vom Zusammenleben mit dem riesigen Insekt. Die sich bisher fürsorglich um Gregor kümmernde Schwester, die bisher Obligatorisches (wie die Reinigung des Zimmers oder die Fütterung) übernahm, äußert als erste den ausdrücklichen Wunsch, das Ungeziefer loszuwerden. Sie kann darin nicht länger ihren Bruder erkennen und bezeichnet ihn als „es“. Gregor muss erkennen, dass er nicht länger erwünscht ist, und stirbt, völlig ausgemergelt, noch vor dem nächsten Sonnenaufgang.
Die Erzählung endet mit einem gemeinsamen Familienausflug mit der Straßenbahn ins sonnige Freie vor die Stadt. In entspannter Aufbruchsstimmung spricht man von einem Neuanfang und baldigem Wohnungswechsel, und die Eltern erkennen in ihrer reif gewordenen Tochter eine aufblühende, junge Frau, auf der nun alle ihre zukünftigen Hoffnungen ruhen, und denken daran, „dass es nun Zeit werde, auch einen braven Mann für sie zu suchen.“
Gregor Samsa
Gregor Samsa, die Hauptperson der Verwandlung, ist ein Tuchhändler und Geschäftsreisender. Obwohl ihm sein Beruf verhasst ist, arbeitet er seit fünf Jahren, nämlich seit der Pleite seines Vaters, ohne Krankheit. So hofft er die Schulden der Familie abbezahlen zu können und Anerkennung innerhalb der Familie zu erlangen. Anfangs gelingt ihm dies auch, nach einiger Zeit stellte sich jedoch eine Gewohnheit ein und das Geld wird einfach hingenommen. Seine Schwester bleibt ihm jedoch im Vergleich zu seinen anderen Familienmitgliedern recht nahe und er möchte ihr ein Konservatorium bezahlen. Seine wenige Freizeit nutzt er für das Studieren von Fahrplänen, Laubsägearbeiten und das Lesen der Zeitung. Er beschreibt seine Mutter als fürsorglich und sanft, allerdings kann diese sich kaum in ihren Sohn einfühlen. Sie denkt, Gregor liebe seinen Beruf und lerne deshalb keine Partnerin kennen bzw. schränke deshalb seine Freizeit ein. Dabei verkennt sie jedoch seine wahren Motive. Als Gregor Samsa eines Morgens als Ungeziefer erwacht (wobei es sich innerhalb der Handlung um eine Tatsache handelt), verkehrt sich seine Rolle: Er wird vom Versorger zum Hilfsbedürftigen. Seine Andersartigkeit war jedoch vorher schon vorhanden, durch die Verwandlung wird sie nur offensichtlich. Während er zu Beginn noch mit seinen Mitmenschen kommunizieren kann und sich auch sonst, ausgenommen von seinem Körper, nur wenig verändert hat, schreitet die Verwandlung im Verlauf der Handlung voran. Der körperlichen Metamorphose folgt die psychische. Er beginnt seinen Körper zu beherrschen und empfindet Freude beim Klettern an den Wänden und an der Decke. Daneben ist der Blick aus dem Fenster ein wichtiger Zeitvertreib; da er in seiner Verfassung jedoch nicht mehr viel erkennen kann, erinnert ihn die Aussicht hauptsächlich an früher. In einer naiv-optimistischen Manier hofft Gregor lange Zeit auf eine Besserung, bis er diese Hoffnung schließlich aufgibt. Das unmenschliche Verhalten seiner Familie ihm gegenüber beschönigt Gregor zumeist. Zum Ende der Erzählung verwahrlost Gregor zusehends, er gibt die Körperpflege auf und nimmt keine Nahrung mehr zu sich. Nach einem Angriff des Vaters steckt ein verfaulter Apfel in seinem Rücken, der sich darauf entzündet und ihn in seiner Bewegungsfreiheit stark einschränkt. Als sein Zimmer jedoch zum Abstellraum verkommt und auch seine sonstige Pflege weiter nachlässt, regt sich Widerstand in Gregor. Gregors Sexualleben ist auf Fantasien beschränkt, etwa auf die „Dame im Pelz“. Außerdem verspürt er in einer Szene eine inzestuöse Anziehung zu seiner Schwester. Am Ende stirbt Gregor Samsa abgemagert und verwahrlost.
Vater
Der Vater Gregor Samsas befindet sich nach einem wirtschaftlichen Misserfolg in Frührente, während Gregor dessen Schulden begleicht. Trotz seines vermutlich relativ jungen Alters bemüht er sich nicht darum, Arbeit zu finden. Direkt nach Gregors Verwandlung, jedoch bevor er davon erfährt, zeigt sich der Vater pragmatisch, um diesen aus seinem Zimmer zu „befreien“. Der Vater präsentiert sich Gregor bereits kurz nach der Verwandlung mit feindselig geballter Faust und tritt auch im weiteren Verlauf der Handlung immer wieder aggressiv und unterdrückerisch gegenüber Gregor auf. Dies ist auch der Grund für die häufige psychoanalytische und biographische Interpretation der Verwandlung. Ähnlich wie in anderen Werken Kafkas, beispielsweise Das Urteil, ist auch hier ein zentraler Vater-Sohn-Konflikt auszumachen, in dem der Vater dominant-aggressiv auftritt. So bombardiert der Vater Gregor beispielsweise mit Äpfeln und verwundet ihn schwer. Zwischenzeitlich besinnt er sich darauf, dass es sich bei Gregor um seinen Sohn handelt, und akzeptiert, einer „Familienpflicht“ folgend, die Anwesenheit des Ungeziefers. Nach der Aussage seiner Tochter, Gregor müsse beseitigt werden, stimmt er dieser jedoch zu und bekräftigt sie in ihrer Meinung. Nach Gregors Verwandlung nimmt er eine Arbeit bei einer Bank an, erhält eine Uniform und trägt wieder zur Versorgung der Familie bei.
Mutter
Die Mutter steht Gregor recht nahe und wird von ihm als fürsorglich und sanft beschrieben. Ihre Kenntnisse von Gregors Gefühlsleben und seiner Einstellung zu seiner Arbeit sind jedoch stark begrenzt: Sie vermutet, dass Gregor seine Arbeit sehr gemocht und er seine Freizeit deshalb stark beschränkt habe. Nach der Verwandlung ist sie besorgt und schwer erschüttert, traut sich jedoch nicht, Gregor anzusehen oder sich um ihn zu kümmern. Später, als sie sich etwas gefasst hat, möchte sie für Gregor sorgen, wird jedoch zunächst vom Vater und später vehement von der Schwester davon abgehalten. In der Familie nimmt sie insgesamt eine sehr untergeordnete abhängige Rolle ein. Die Mutter leidet unter Asthma, beginnt jedoch für ein Modegeschäft zu nähen und die Wäsche anderer Leute zu machen.
Schwester – Grete Samsa
Die jüngere Schwester Gregors, Grete Samsa, nahm bis zu Gregors Verwandlung keine bedeutende Rolle in der Familie ein, sie hatte jedoch ein gutes Verhältnis zu Gregor. Vor der Verwandlung galt sie bei den Eltern als nutzloses Mädchen und reifte im Verlauf der Erzählung dann zu einer selbstbewussten, heiratsfähigen Frau heran. Nach Gregors Verwandlung sieht sie die Möglichkeit, sich in der Familie unentbehrlich zu machen, und weiß diese geschickt zu nutzen. So beginnt sie die anfallenden Aufgaben rund um Gregor zu übernehmen und ihre Mutter von deren Erledigung abzuhalten. Insgesamt gibt es folgende Erklärungsansätze für ihr Verhalten:
Sie hofft auf eine Genesung Gregors, sodass er die Familie wieder versorgen kann.
Sie positioniert sich in der Familie.
Teilweise könnte echte Nähe eine Rolle spielen, die dann aber abnimmt.
Sie formuliert als Erste, dass Gregor nicht mehr ihr Bruder und eine zu große Belastung für die Familie sei. Deshalb müsse er als ein Problem gesehen und beseitigt werden. Häufig wird eine biographische Parallele zu Franz Kafkas Schwester Ottla Kafka gedeutet, die ihm als Verbündete gegen den Vater gegolten habe, bis sie sich später gegen Kafka wandte.
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